Motorradfahren: Eine laute Form der Meditation?

Beim ersten Lesen der Überschrift werden viele vermutlich amüsiert oder skeptisch reagieren. Liege ich da verkehrt? Oder ist vielleicht doch etwas dran?

 

Also ich denke bei meditieren zunächst einmal an Mönche, die fernab in Asien, in einem abseits der Zivilisation gelegen Kloster, im Schneidersitz gedanklich in eine andere Welt abgetaucht sind. Aber ganz sicher nicht an Motorradfahren. Ist nicht insbesondere für die Fortbewegung auf einem motorisierten Zweirad die Fokussierung auf Verkehr und Maschine das wichtigste überhaupt?

Bei einem Blick in Wikipedia finde ich zum Thema „Meditation“ folgenden Satz:

 

„Ein wesentliches Element meditativer Techniken ist das bewusste Steuern der Aufmerksamkeit!"

 

Das steht jetzt aber nicht  wirklich im Gegensatz zur Fokussierung auf den Verkehr, oder? Ohne Aufmerksamkeit wird die jährliche Urlaubstour oder die abendliche Feierabendrunde zum unkalkulierbaren Risiko.

 

Genervt, gestresst und irgendwie immer in Eile. Wer kennt das nicht. Mir ist es erst heute so ergangen. Und das auf einem Samstag!

 

 Zu früh wach geworden, obwohl ich gerne noch eine Stunde geschlafen hätte. Einen vollen Kalender mit Dingen, die erledigt werden wollen. Im Haus muss auch noch aufgeräumt und staubgesaugt werden. Zudem am Abend eine Einladung…

 

Stopp! Das wird mir jetzt einfach zu viel. Unter der Woche jede Menge Aufgaben und Termine und jetzt auch noch am Wochenende? Nein Danke!

 

Also als erstes die Hausarbeit hinter mich gebracht und alle übrigen Aufgaben priorisiert. Muss das alles wirklich heute geschehen? Kann ich durch Änderung meiner Tagesplanung nicht 1 oder 2 Stunden für mich herausholen? Ja ich kann. Und diese Zeit werde ich eine kleine Ausfahrt investieren.

 

Allein, dass ich die Vorbereitungen für meinen kleinen Trip durch den Taunus, durch die gewonnene Zeit jetzt ohne Druck durchführen kann, lassen mich schon wesentlich ruhiger werden, als ich den ganzen Vormittag über gewesen bin. Ich lasse mir Zeit, rolle meine Maschine aus der Garage, legen meine Kleidung zurecht und vermeide jede Eile beim Umziehen. Bewusst setzte ich zum Schluss meinen Helm auf und starte meine Versys. Die nächsten eineinhalb Stunden konzentriere ich mich nur auf den Straßenverlauf, auf das Handling meines Motorrads und den Straßenverkehr. Unter meinem Helm ist kein Platz für Gedanken, was ich eigentlich erledigen müsste.

 

Niemand kann zwei Gedanken gleichzeitig  denken. So sehr man es auch versucht. Es ist einfach nicht möglich. 

 

Als ich wieder in meine Einfahrt rolle fühle ich mich frisch und entspannt. War das nicht eben tatsächlich eine Form von Meditation? Wird man beim Meditieren  nicht auch auf eine kleine Geistesreise geschickt? Sollen Körper und Geist nach der Meditation nicht ebenfalls das gleiche empfinden wie ich gerade?

 

Wie dem auch sei und wie philosophisch meine heutigen Gedanken klingen mögen…Es ist jetzt 15:00 Uhr und mein Samstag fühlt sich jetzt viel besser an, als es noch im 10:00 Uhr der Fall war…

 

    

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